20. Juni 2016.
Hillary Clinton und Donald Trump sind die Kandidaten für die
US-Präsidentschaftswahlen im November 2016. Der Wettbewerb um den Einzug
ins Weisse Haus entwickelt sich zu einem harten Schlagabtausch -
‘Crooked Hillary’ und ‘The Fraud’ attackieren sich scharf und
versprechen eine der schärfsten Auseinandersetzungen in der jüngeren
US-amerikanischen Wahlkampf-Historie. Die Kandidaten nutzen dabei
verstärkt Social Media Kanäle (z.B. Facebook oder Twitter) um ihre
Botschaften publik zu machen und ihre Anhängerschaft zu mobilisieren.
Die Social Media Kanäle agieren dabei als direkter Kommunikationskanal
mit der Anhängerschaft als auch als Informationsquelle für die
Berichterstattung etablierter Medien. Facebook repräsentiert den
bedeutendsten Social Media Kanal der USA – Hillary Clinton (~ 3,6
Millionen Facebook Anhänger) und Donald Trump (~ 8 Millionen Facebook
Anhänger) nutzen Facebook jeweils als primäres Medium für die Lancierung
ihrer Wahlkampf-Botschaften. Im Frühjahr 2015 nutzten 62 Prozent aller
Erwachsenen über 18 Jahre in den USA regelmässig Facebook (Herbst 2014:
58 Prozent).
Auf Basis einer umfassenden Social Media Studie hat das Institut für
Customer Insight um die Wissenschaftler Daniel Boller und Prof. Andreas
Herrmann die Anhängerschaft der US-amerikanischen
Präsidentschaftskandidaten analysiert um weiterführende Informationen
über die Aktivitäten und Anhängerschaft der Kandidaten zu erhalten.
Neben klassischen Wahlumfragen (‚Polls‘) könnten die Stimmungen
innerhalb der Anhängerschaft der Kandidaten eine Indikation über
aktuelle Entwicklungen ermöglichen – im zeitlichen Längsschnitt
interessante Rückkopplungen mit aktuellen politischen Ereignissen
ermöglicht werden. Im Folgenden sollen einige selektive Befunde
abgebildet werden.
Zunächst variiert die emotionale Stimmung innerhalb der Anhängerschaft
der Kandidaten signifikant. Die Anhängerschaft von Donald Trump
(positive Kommentare: 69,46%; negative Kommentare: 30,46%) scheint dabei
signifikant mehr positiv engagiert denn die Anhängerschaft von Hillary
Clinton (positive Kommentare: 65,94%; negative Kommentare: 33,94%).

Dabei fällt auf dass die Dispersion der kontroversen Stimmungen (Grad der
gegenteilig geäusserten Stimmungen) in der Anhängerschaft von Donald
Trump wesentlich stärker ausgeprägt ist denn in der Anhängerschaft von
Hillary Clinton (coefficient of variation, in Prozent: Trump: 122,23 /
Clinton: 115,31).
Ein weiterer wesentlicher Aspekt repräsentiert die optimistische Stimmung
innerhalb der Anhängerschaft der Kandidaten. Der Optimismus innerhalb
der Anhängerschaft stellt dabei sowohl auf motivationale Komponenten
(d.h. inwieweit die Anhängerschaft den Kandidaten öffentlich
unterstützt) als auch auf zukunfts-gerichtete Erwartungen ab (d.h.
welche positiven/negativen Erwartungen werden mit dem Kandidaten
assoziiert). Dabei fällt auf, dass sich die Anhängerschaft von Clinton
(31,13%) leicht optimistischer zeigt denn die Anhängerschaft von Trump
(29,57%), wobei auch hier die Dispersion innerhalb der optimistisch
artikulierten Kommentare innerhalb der Anhängerschaft der Kandidaten
stark voneinander abweicht (coefficient of variation, in Prozent: Trump:
130,12 / Clinton: 126,11).

Die Kohäsion innerhalb der Anhängerschaft der Kandidaten
zeigt interessante Einsichten – dies insbesondere im Hinblick auf stilistische
Elemente der individuellen Artikulation (‚exklusive‘ Artikulation (z.B. ‚Ich‘)
bzw. ‚inklusive‘ Artikulation (z.B. ‚Wir‘)). Hier zeigt sich, dass die Anhängerschaft
von Trump sich verstärkt ‚exklusiv‘ artikuliert (36,12%) (d.h.
selbst-zentrierte Artikulation), wohingegen die Anhängerschaft von Clinton
einen verstärkt ‚inklusiven‘ Artikulationsstil präferiert (30,28%).

Datengrundlage: Zunächst wurden die Daten (Kommentare, Posts) der öffentlichen Profile der Kandidaten mit entsprechenden Skripten (via R) abgegriffen. Der Zeitraum der Datenabfrage erstreckte sich über zwölf Monaten (Clinton: ~ 1,2 Millionen Kommentare / Trump: ~ 1,4 Millionen Kommentare). Die Daten wurden schliesslich bereinigt und nicht-englische Sprach-Fragmente entfernt. Im Folgenden wurden die Kommentare einzeln auf Basis psycho-linguistischer Konstrukte (z.B. Emotionen Schreibstil etc.) analysiert. Für die Darstellung der Zeitreihen wurden die Daten auf Tagesbasis aggregiert. Die Analysen sind Bestandteil eines umfangreichen Forschungsprojektes.
Zu den Autoren:
Daniel Boller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
für Customer Insight der Universität St.Gallen. Er studierte
Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Köln und Mainz.
Andreas Herrmann ist Professor und Direktor am Institut für
Customer Insight der Universität St.Gallen. Er ist Autor
zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und Bücher.